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Zimbelstern

Der Zimbelstern

Zimbelstern



Engelauftritt

Zimbelstern und Vogelschrey war das Thema der Tage Alter Musik in Herne vom 3. bis 6. Dezember 1992. Zu diesen Musiktagen gehörte auch eine Ausstellung von Kleinorgeln im Kulturzentrum Herne. Etwa 20 Orgelbauer präsentierten Klein- und Truhenorgeln.
Mit dabei war auch der Arbeitskreis Hausorgel in der GdO (= Gesellschaft der Orgelfreunde). Dieser hatte drei Instrumente, ein Portativ, eine Tischorgel und ein Pedalpositiv mit aufwendig verziertem Barockprospekt, genannt OPUSculum (= kleines Werk), direkt als Blickfang im Eingangsbereich postiert. Die Aufmerksamkeit jeden Besuchers wurde nicht nur durch den optischen Eindruck erweckt, sondern auch durch die Tatsache, dass dieses kleine Werk als einziges Instrument entsprechend dem Thema der Ausstellung nicht nur über Zimbelstern und Vogelschrey -besser Vogelgezwitscher (=Avicinium) - sondern auch über Cuculus (= Kukuck) und Angelus verfügte. Folglich war das Instrument nicht bloß für Kinder, sondern auch für viele anderen Besucher, obwohl von Laien gebaut, das interessanteste und bemerkenswerteste Instrument der ganzen Ausstellung.
Wie kommt es, dass gerade solche Spielereien heute die Aufmerksamkeit wecken? Mag sein, dass in der Hektik, Zielstrebigkeit und Rationalität unserer Tage vielen der Sinn für das musenhafte Spiel abhandengekommen ist. Zwar spricht man von Instrumentenspiel, von Orgelspiel, aber für diejenigen, die dies beruflich ausüben, ist dies eher harte Arbeit, verbunden mit oft anstrengendem mühsamen Üben.

Entsprechend formulierte bei seinem Vortrag anlässlich der oben genannten Austellung Prof. Dr. Christian Ahrens vom Musikwissenschaftlichen Institut der Ruhruniversität Bochum: "Als Schnurrpfeifereien oder als Kindereien werden jene Register nicht selten apostrophiert, und ihr Vorhandensein erzeugt bestenfalls ein ungläubiges Staunen darüber, dass man dergleichen überhaupt in eine Orgel einzubauen wagte. Folgerichtig wurden Zimbelstern, Kuckucksruf, Nachtigallenschlag und dergleichen Register mehr häufig bei Umbauten rigoros entfernt."
In einem modernen Instrumentallexikon findet sich unter dem Stichwort "Nebenregister" die Bemerkung, diese seien eher als volkstümliche Spielereien zu betrachten.Diesem relativ weit verbreiteten Urteil ist folgendes entgegenzuhalten:
1. Die Zahl der Orgeln, die einmal derartige Register enthielten, ist erstaunlich groß;
2. technischer und finanzieller Aufwand für den Bau, den Unterhalt oder die Verbesserung dieser Register waren erheblich;
3. zahlreiche historische Quellen belegen, dass sich die Geräusche und Töne - nicht zuletzt auch der optische Eindruck -jener Register bei den Gemeindemitgliedern großer Beliebtheit erfreuen
4. viele namhafte Orgelbauer legten ihren ganzen Ehrgeiz und ihre Kunstfertigkeit in die Anfertigung von Zimbelsternen, Vogelgesang und ähnlich Register. Bereits in der Renaissancezeit begann man damit, Orgeln mit zusätzlichen Klängen und Effekte auszustatten. Zahlreiche Ideen und Vorstellungen der Antike vermischten sich mit dem christlich-germanischen Weltbild zu Neuem.Dies wird deutlich an der Kammerorgel von Georg Hacker aus Steyr, erbaut um 1580, heute aufbewahrt im Benediktinerstift Kremsmünster. Auf den beiden Klaviaturbacken sind links Faun und rechts Faunin, Gestalten aus der (griechischen) Mythologie dargesellt. Ursprünglich wurden ihre Arme in Verbindung mit einem Nebenregister noch bewegt; allerdings sind aufgrund fehlender Teile Einzelheiten nicht mehr auszumachen. Dieses als Trag- und Prozessionsorgel verwandte Instrument hatte vier Nebenregister Dudelsack, Kuckuck, Heertrompete und Vogelgezwitscher, alles durch Wind hervorgerufene Klänge.
Die Glockenzimbel benötigte mechanische Kraft zum Anschlag. Im 17. Jahrhundert hat sich der Einsatz von Mechanik erzeugt durch Wind bei Orgeln stärker durchgesetzt. Die zwischen 1697 und 1703 von Eugen Casparini erbaute Sonnenorgel verfügt neben direkt von Wind betätigten Nebenregistern über eine Vielzahl von mechanischen Registern: drehende Sonnen, Zimbelsterne, Trommeln und sich bewegende Engel. Dies legt die Unterscheidung zwischen mechanischen, klanglichen und klanglich-mechanischen Nebenregistern nahe. Zur letzten Gruppe gehört der Zimbelstern: Man hört den Glockenklang und sieht, wie ein Stern sich dreht. Bei der Bewertung solcher Nebenregister gehen die Meinungen bis heute weit auseinander. Waren sie in der Renaissance- und Barockzeit oft Ausdruck für Lebensfreude, wurden sie im puritanischen 19. Jahrhundert vielfach als blödsinnige Schnurrpfeifereien abgetan.
Die Wirkung von Glockenklang im religiösen Bereich ist schon alt und in vielen Religionen belegt. Im Christentum spielt die Glocke eine wichtige Rolle. Nicht nur, dass jede Kirche, fast jede Kapelle ein solches Klanginstrument besitzt, um zum Gottesdienst zu rufen oder bestimmte Tages- und Gebetszeiten einzuläuten, sondern im (katholischen) Gottesdienst werden mehrfach Glocken oder Schellen verwandt: zum Beginn, zur Wandlung, zur Kommunionausteilung, zum sakramentalen Segen, zum Gloria oder zum Te Deum. Allerdings ist der Gebrauch von Glocken in der Liturgie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil im Zuge einer Versachlichung etwas zurückgegangen. Auch in der Öffentlichkeit besonders in Städten wurde vielerorts die Benutzung der Kirchenglocken eingeschränkt, weil gestresste und den christlichen Bekenntnissen fernstehende Zeitgenossen diese als störend empfinden.
Das Wiederentdecken von Nebenregistern und deren Einsatz in der Liturgie scheint verschiedene Ursachen zu haben:
1. Wir haben heute viele Möglickeiten, aufgrund unserer elektronischen Medien Orgelmusik in höchster Perfektion zu hören. Nebenregister geben dem Organisten Raum, seine Individualität in besonderer Weise ins Spiel zu bringen.
2. Unser Leben heute ist rationell geworden; wir lassen vieles Überflüssige weg. Man denke an unsere Grußformen oder auch an unsere Kleidung. Emotionalität prägt aber in gleichem Maße unser Wesen. Solche Spielregister geben oft spontan persönliche Empfindungen frei.
3. Unsere Gottesdienste sind oft nüchtern, bisweilen kalt und unpersönlich. Dies entspricht dem Trend der Zeit. Die Nenbenregister bringen eine Abwechslung, die uns aus dieser Routine herausholt.

Funk

Zwar werden nach dem 2. Weltkrieg ganz vereinzelt allenfalls Zimbelsterne in Orgeln eingebaut. Auch bieten Orgelteile-Lieferanten solche Nebenregister an. Wie früher schon ist ihr Preis allerdings nicht gering. Da Handarbeit im Orgelbau nach wie vor eine wichtige Rolle spielt, sind im Zeitalter hoher Arbeitslöhne die Produkte ensprechend teuer. So kostet ein Zimbelstern mit Einbau heute schnell drei- bis viertausend EURO. Eine respektable Summe, bedenkt man, dass der durchschnittliche Bruttolohn eines verheirateten Industriearbeiters bei zwei- bis dreitausend EURO liegt. Wenn solche Spielereien eine Chance haben sollen, müssen sie wesentlich preisgünstiger angeboten werden.